Family Gospelchurch 2013
St. Galler Tagblatt vom 18. Juni 2013
Wasserpistolen im Gottesdienst
Der Gospelchurch-Gottesdienst in Flawil fand für einmal am Sonntagmorgen statt.
(Bild: can)
Am Sonntag fand die Gospelchurch erstmals im Morgengottesdienst statt. Dieses neue Konzept soll die traditionelle Form des Gottesdienstes erneuern. Die Veranstalter beleuchteten das Thema «Wasser» von verschiedenen Seiten.
CAROLA NADLER
FLAWIL. «Liebe, Familie, Gemeinschaft» – diese drei Schlagworte prangten an der Kanzel in der Kirche Feld. So stand denn auch die Gemeinschaft ganz im Zentrum des Gottesdienstes, der einmal etwas anders verlief, als man es an einem Sonntagmorgen gewohnt ist. Zu diesem «Family Gospelchurch»-Gottesdienst waren gezielt auch Kinder eingeladen. Mit einem tierischen Lied wurden diese in das Geschehen um den Altar herum eingebunden, ebenfalls integriert war eine Taufe.
Kinder integriert
«Wir wollen diese neue Gottesdienstform testen», erklärte Urs Leuenberger, Leiter des Gospelchors Flawil, das neue Vorgehen. Gemeinsam mit Pfarrerin Melanie Mummenthaler, neues Mitglied des Gospelchurch-Vorbereitungsteams, war dieses Experiment entwickelt worden, das am Sonntag durchwegs von Gelingen geprägt war. «Schön, dass so viele Kinder da sind», sagte Leuenberger: Denn in der Bibel stehe, dass Kindern das Himmelreich gehöre. «Ich hoffe, dass ihr euch wohl fühlt.» Wohl fühlen sich Kinder immer dann, wenn sie wahrgenommen werden, wenn sie Kind sein dürfen, und das gelang dem Gospelchor mit dem Lied vom Fabelwesen, bei welchem die Kinder mit Gebärden Tiere pantomimisch darstellen durften. Lediglich der Elefant brauchte etwas Übung, musste doch dazu der rechte Arm durch den linken Arm gestreckt werden, der eine Schlinge bildete. Spass machte es jedenfalls den teilnehmenden Knaben und Mädchen.
Geistliche Bedürfnisse
«Überall, wo ich hinkomme, hat es kein Wasser», rief die junge Frau aus, die in einem Anspiel mit Schwimmflügeli an den Armen in die Kirche stürmte. Ausgerechnet jetzt, wo sie schwimmen will, herrscht Wassermangel. «So gemein!» Auch der Vermerk eines Kollegen, dass andere Menschen zurzeit unter zu viel Wasser leiden würden, hilft nicht wirklich weiter. Erst der Hinweis eines zweiten Freundes hilft: Vielleicht ist das materielle Wasser nicht das, was sie gerade brauche? Jesus rede in der Bibel sehr viel vom lebendigen Wasser, doch meine er damit eine andere Qualität. «Ich glaube, du hast recht», lautet die Antwort. «Ich sollte mich eher um meine geistlichen Bedürfnisse kümmern als um weltliche.» Sprach's und liess sich von einem Schwall erfrischender Nässe aus einer Wasserpistole verjagen.
Wasser reinigt
«In der Wüste Tunesiens habe ich den Wert des Wassers ganz neu kennengelernt», so Pfarrerin Mummenthaler in ihrer Einleitung zur Tauffeier. Nach stundenlanger Autofahrt sei das Wasser in der Flasche warm geworden, die Ankunft im Hotel war eine Wohltat. Aber Wasser lösche nicht nur den Durst, es reinige auch, und in der Bibel werde Wasser nicht umsonst so oft angeführt. Beispielsweise im Psalm 23, wo der Beter, die Beterin davon spricht, dass Gott zu frischem Wasser führe. Und wie ein Täufling einen unbändigen Durst nach Leben hat, habe jeder Mensch diesen Durst nach geistlichem Leben.
Zuletzt ging man an diesem Sonntagmorgen nicht auseinander, sondern genoss die Gemeinschaft bei einem anschliessenden Grillfest bei hochsommerlichen Temperaturen.