Swiss Gospel Contest 2006

St. Galler Tagblatt vom 18. März 2006

«Wir haben ein Fest auf der Bühne»


Der Flawiler Gospelchor feierte am vergangenen Wochenende einen grossen Erfolg - und freut sich auf das nächste Jahr

TOBIAS GRANWEHR

Flawil. Am ersten «Swiss Gospel Contest» in Weinfelden übertraf der Gospelchor Flawil alle Erwartungen und triumphierte. Die Freude darüber ist riesig und hat die Motivation für kommende Aufgaben noch verstärkt.

Acht Gospelchöre aus der ganzen Schweiz nahmen an der letzten Runde des «Swiss Gospel Contest» teil. «Es war für uns eine grosse Ehre, im Finale dabei zu sein», erzählt Urs Leuenberger, Leiter und Dirigent des Flawiler Gospelchors. «Schliesslich sangen acht hervorragende Chöre um einen Pokal sowie einen Förderpreis in der Höhe von 4000 Franken.»

Als Gospelmusik-Experte sass Urs Leuenberger beim Contest in der Jury. Um allfällige Diskussionen über unfaire Beurteilungen gleich im Keime zu ersticken, trat Jurymitglied Urs Leuenberger bei den Auftritten der Flawiler jeweils in den Ausstand. Die Leitung des Chors überliess er in Weinfelden zudem der Vize-Dirigentin Jeannine Kunze. «Am Vormittag musste jeder Chor nur mit Klavierbegleitung vorsingen», erklärt Leuenberger das Verfahren am Finaltag. «Am späten Nachmittag trat dann jeder Chor mit Band im mit 600 Zuschauern voll besetzten Saal auf.»

Bo Katzmann in der Jury
Die vierköpfige Jury mit dem bekannten Sänger Bo Katzmann als Aushängeschild beurteilte die beiden Auftritte, zusätzlich konnten die anwesenden Zuschauer per SMS abstimmen. «Dieses SMS-Voting gab wohl den Ausschlag zugunsten der Flawiler», glaubt Leuenberger. «Der Sieg war für uns alle eine grosse Überraschung. Wir sind nicht mit der Erwartung dahingegangen, zu gewinnen. Die Freude und der Stolz über das Erreichte waren darum bei allen im Chor besonders gross», sagt er.

Der Spirit stimmt
Die Begeisterung Leuenbergers für den Gospel ist im persönlichen Gespräch spürbar. «Gospel beinhaltet viel Emotionen, er soll vom Herzen der Sänger in die Herzen der Zuhörer», ist der Vollblutmusiker überzeugt. «Natürlich muss auch die Qualität stimmen. Aber noch entscheidender ist beim Gospel, das Publikum für sich zu gewinnen. Diese Gabe hat der Gospelchor Flawil. Alle haben riesige Freude an der Musik, der Spirit im Chor stimmt. Wir haben auf der Bühne einfach ein Fest miteinander», verrät Urs Leuenberger das Geheimrezept und erwähnt bei dieser Gelegenheit auch die Vize-Dirigentin. «Sie hat drei Wochen vor dem Finale die Leitung übernommen und das Team super geführt.»

Eine gut funktionierende und sehr lebendige Truppe ist der Gospelchor Flawil aber nicht erst seit dem «Gospel Contest». Seit neun Jahren bereits besteht der Chor, viele sind seit dem Beginn dabei. Chor und Mitglieder sind gemeinsam gewachsen. «Ich wurde damals als Jugendarbeiter von der Evangelischen Kirchgemeinde Flawil angefragt für ein musikalisches Projekt», erinnert sich Urs Leuenberger. «Mit etwa 70 Jugendlichen habe ich drei Auftritte vorbereitet.» Alle Beteiligten hatten grossen Spass an der Musik, die Konzerte wurden ein Erfolg. «Die Jungen wollten gar nicht mehr aufhören, und so wurde der Gospelchor ins Leben gerufen.»

Bekannt durch «Gospelchurch»
Mittlerweile ist der Chor ein wichtiger Teil der evangelischen Gemeinschaft in Flawil. Und längst sind nicht mehr nur Angehörige der Evangelischen Kirche dabei. «Der Gospelchor besteht aus Jugendlichen aller Konfessionen, die vorwiegend zwischen 16 und 25 Jahre alt sind. Es ist eine freche Gruppe voller Elan», schwärmt der Leiter. Ein administratives Team ist um eine gute Organisation besorgt, was einwandfrei funktioniert. Leuenberger: «Ich bin zwar der Leiter, aber die einzelnen Teammitglieder erhalten bei ihrer Arbeit viele Freiheiten, sie sollen Verantwortung übernehmen.» Von Anfang an war es ihm wichtig, die Jungen zu fordern und zu fördern. Und das Engagement stimmt, auch ausserhalb des Musikalischen.

Aufmerksamkeit erregt hat der Gospelchor in Flawil und der Region vor allem mit der «Gospelchurch». Alle zwei Monate organisiert der Chor einen Musik-Gottesdienst. «Es sind dies sehr moderat geführte Gottesdienste, die Musik steht im Zentrum. Ich war immer überzeugt, die Menschen damit wieder vermehrt in die Kirche zu bringen», erklärt Leuenberger und fügt sofort hinzu: «Der Gospel ist für diese Art von Gottesdienst überdies die ideale Musik, weil er Glaube mit Musik verbindet.» Der Chor habe mit der «Gospelchurch» innerhalb der Evangelischen Kirche eine wichtige Aufgabe und auch einen Auftrag.

Sieg als zusätzliche Motivation
Der Sieg am «Swiss Gospel Contest» hat für den Gospelchor einen hohen Stellenwert. «Ich glaube, das ist unser bisheriger Höhepunkt.» Entsprechend soll der Erfolg auch gefeiert werden. «Wir machen uns diesbezüglich noch Gedanken. Auch von öffentlicher Seite habe ich die Bereitschaft für eine gebührende Ehrung gespürt», erzählt Leuenberger stolz. Der «Gospel Contest» wird im nächsten Jahr zum zweiten Mal stattfinden. «Wir werden aller Voraussicht nach als Titelverteidiger wieder dabei sein.»

Noch wichtiger als der Contest wird für den Gospelchor Flawil im kommenden Jahr aber das 10-Jahr-Jubiläum, auf das sich die Mitglieder intensiv vorbereiten. «Wir haben schon einige Ideen zusammengetragen», so Leuenberger. Mögliche Aktivitäten für das Jubiläum scheint es viele zu geben, verraten will er zum jetzigen Zeitpunkt nur wenig. «Vielleicht gibt es wieder eine CD», munkelt der Chorleiter. Es wäre die zweite Produktion des Gospelchors Flawil. Die Siegerprämie des diesjährigen Wettbewerbs über 4000 Franken werde wahrscheinlich für die Jubiläumsaktivitäten eingesetzt. «Dieser Erfolg hat uns auf jeden Fall zusätzlich motiviert, engagiert weiterzumachen und den Menschen weiter Freude zu bereiten.»