Christmas Gospelchurch 2002

St. Galler Tagblatt vom 28. Dezember 2002

Ein Engel hat mich zart berührt

Weihnachts-Gospelchurch in der Kirche Feld


MICHAEL HUG

Flawil. Zum 22. Mal lud der Flawiler Gospelchor zur Gospelchurch. Als Thema wählte er Engel, als Gäste empfing er einen Zirkuspfarrer und einen Musicalstar.

Der Krienser Pfarrer Ernst Heller begann den Gottesdienst gleich mit der Predigt. «Lasst euch eure Engel fühlen. Nehmt Kontakt mit ihnen auf», forderte er die Kirchgänger auf. Und schon war er bei seinem Thema.

Engel seien überall, man brauche nur genauer zu schauen, findet er. Engel können sich in Form eines anderen Menschen oder einer glückhaften Situation zeigen. «Sie sind zu eurem Schutz da, zur Aufmunterung oder auch zum Feiern.» Der katholische Pfarrer aus der Innerschweiz bewies Momente später, dass auch er feiern kann.

Gottesdienst im Autoscooter
Ernst Heller ist Pfarrer für Wanderzirkusse und Marktfahrer. Als er Pfarrer wurde, suchte er oft die Umgebung der fahrenden Unternehmer auf und erhielt in der Folge vor zwei Jahren von der Bischofskonferenz den offiziellen Auftrag, Gottes Wort vermehrt auch zu diesen Menschen zu bringen. So reist er neben seiner 50-Prozent-Stelle in der Pfarrei Kriens (LU) oft in der Schweiz umher und hält Gottesdienste in Autoscootern oder Manegen. Ernst Heller ist ein fröhlicher Pfarrer: «Der Tag, an dem du nicht lachst, ist ein verlorener Tag», sagt er und hält sich dran. Vergnügt erzählt er von einer Segnung einer Bahnattraktion im Europapark in Rust, wo er dreimal quasi durch die Hölle musste. «Ich habe keine Drohbotschaft, sondern eine Frohbotschaft zu verbreiten», ruft er gut gelaunt.

Bewährtes Muster
Die Gospelchurch wurde nach bewährtem Muster immer wieder von Singeinlagen des Gospelchors lebendig gehalten. Mehr als einmal forderte Urs Leuenberger die Besucher in der übervollen Kirche auf, aufzustehen und mitzusingen. Was die Flawiler dann auch begeistert taten.

Bekannte Musicalstimme
Ihr Warten auf den angekündigten Star des Abends wurde übrigens schon bald belohnt. Chorleiter Urs Leuenberger bat Monica Quinter, Solosängerin aus Musicals wie Space Dream oder Jesus Christ Superstar, zu sich und stellte sie dem Kirchenpublikum vor. Monica Quinter ist Mutter, Familienfrau und Sängerin aus Zuzwil. Das Singen ist ihr zum Beruf geworden - schon seit mehr als 20 Jahren. Sie besitzt eine durchdringende und trotzdem liebevolle Stimme, von der sie selber sagt, dass sie für Opern zu wenig klassisch und für Pop zu wenig modern sei. Nichtsdestotrotz hat sie ihren Weg gemacht und gehört heute zu den bekanntesten Musicalstimmen der Schweiz. Mit ihrem Solo «I don't know how to love him» aus «Jesus Christ Superstar» bewies sie dann auch ihre Fähigkeiten.

Finale mit Klatschen und Singen
Zum Höhepunkt holte Pfarrer Heller Frieda, die Klarinette hervor und spielte zum Erstaunen des Publikums ein vergnügtesjazziges Stück. Nun war es Zeit für das Finale. Der Chor interpretierte «This little Light of mine» und «Amen». Da hielt es Monica Quinter ebenso wenig wie die Kirchgänger auf den Bänken. Letztere klatschten im Takt und sangen, wo es ging, und die Sängerin gesellte sich zum Chor, und vereint wurde «Go, tell it on the Mountain» fast endlos repetiert. Urs Leuenberger blieb da gerade noch genug Zeit, um anzukündigen, dass die nächste, die 23. Gospelchurch, am 23. März gleichenorts stattfinde.